Pferde als Heiler
Schon in seiner Kindheit war Sepp von jeder Begegnung mit Pferden und waren es auch nur ihre Hufspuren im Wald sehr berührt und bewegt. In seinem Innersten war er schon immer sehr verbunden mit diesen so sozialen, feinfühligen Wesen. Seine erste Islandstute wollte er nur riechen und berühren. In seiner Arbeit als Gestalttherapeut erkannte er sehr schnell, dass die Verbindung mit dem Pferd und die dadurch entstehende Nähe zur Natur sehr förderlich, ja nötig sind, um die Seelen der Menschen zu heilen
Die Idee des Sommerseminares wurde vor ca. 40 Jahren geboren: 2 – 3 Wochen Selbsterfahrung, einfaches naturnahes Leben, gemeinsam im Zeltlager und Beschäftigung mit Islandpferden. Sofort zeigte sich, wie die Arbeit mit den Pferden die Menschen bereichert, ins Leben bindet und zu gemeinschaftlichem Leben führt. Die Klienten gründeten mit ihren Pferden Weidegemeinschaften. Das gemeinschaftliche Versorgen der Pferde wurde als Halt, Struktur und sinnvolle erfüllende Aufgabe empfunden. Man unterstütze sich gegenseitig und war stolz auf das gemeinsam geschaffene Paradies. Die Nähe zur Natur auf den Weiden und bei den Ausritten ist nahrhaft und beglückend.
Wie sehr der Kontakt zu diesen sanftmütigen Pferden und das Getragen werden, das Bewegt werden, die Kommunikation mit ihnen heilend wirkt, erkannte Sepp voller Begeisterung und er entwickelte die sogenannte Picadero-Arbeit. In dieser begegnet der Mensch in einem kleinen Reitplatz, einem freien ungezäumten und ungesattelten Pferd und lässt sich von ihm spiegeln, bzw. übt sich im Dialog mit dem Pferd. Da Pferde im Herdenverband leben und dieser existenziell notwendig ist, als Schutz vor Fressfeinden, ist das Pferd offen für jeglichen authentischen Kontakt. Er spiegelt Aggression und Angst genauso wie Entspannung, Liebe und Präsenz. Es zeigt einem ob man in Liebe dienend führt oder Macht und Kontrolle ausüben will, ob man aus Freude am Lernen oder aus Ehrgeiz und Geltungssucht handelt. Es zeigt unvoreingenommen und ohne zu werten, ob man vertrauenswürdig ist oder nicht. Es lehrt uns auch, dass Trauer und Schmerz keine negativen Gefühle sind, sondern eine verbindende Energie.
So findet der Mensch zu mehr Selbst-Bewusstsein, lernt einen liebevollen Dialog führt, lernt Wahrnehmung und sich in das andere Wesen einzufühlen. Gelingt die Kommunikation entsteht ein tiefes Miteinander und Einverständnis vollem gegenseitigen Vertrauen und Respektierens. Ein gemeinsames Liebesfest, ein gemeinsamer Lebenstanz entsteht.
Ein weiteres wichtiges Element von Sepps Arbeit mit den Pferden sind die gemeinsamen Ritte durch die Natur. Es ist ein archaisches Erlebnis in der langen Reihe der Pferde durch die Natur zu ziehen und sie in einem uns gemäßes Tempo wahrnehmen und genießen zu können.
Sepps Arbeit mit den Pferden geht weiter über die übliche tiergestütze Therapie hinaus, da sie die Pferde in den Alltag der Menschen, in deren Leben und Arbeiten einbezieht und so die Trennung zwischen Therapie und realem Leben aufgehoben ist. Die heilende Wirkung der Therapie wird täglich wieder erlebt.
Jeder der sich auf das Abenteuer Pferd einlässt, lernt Verantwortung zu übernehmen und wird fürsorglich. Er fühlt sich gebraucht. Dies ist besonders für unsere jungen Menschen sehr wichtig. Eine so sinnvolle Aufgabe zu haben, erfüllt sie mit Stolz und Selbstachtung, bereitet sie auf Beruf, Partner- und Elternschaft vor.
Das man im Kontakt mit dem Pferd und beim Reiten sich ständig weiter entwickeln will und durch gesteigerte Anforderungen auch muss, lebt uns Sepp ständig vor. Das Streben nach Vervollkommnung, größtmöglichen Einverständnis und Harmonie mit dem Pferd, sowie maximaler Energie, erfordert stetiges Lernen und sich spiegeln lassen. Dadurch wird jeder der sich darauf einlässt durch die Spiegelung vom Pferd und dem Therapeuten oder Lehrer immer mehr zu einem Diamanten geschliffen. Man lernt Ritterlichkeit und eignet sich eine dienende mitfühlende Präsenz an.